Hydrological Model J2000
Das hydrologische Modellsystem J2000 ermöglicht die physikalisch basierte Modellierung des Wasserhaushaltes großer Einzugsgebiete. Neben der Nachbildung der hydrologischen Prozesse, die in der oberen Meso- und der Makroskala Einfluß auf die Abflußbildung und -konzentration haben, enthält das Modellsystem Routinen, mit denen die punktuell vorliegenden Klima- und Niederschlagsmeßwerte mit einiger Sicherheit regionalisiert werden können. Außerdem ist die Berechnung der realen Bestandesverdunstung, mit der die Berechnung flächendifferenziert unter Berücksichtigung des Verdunstungsverhaltens unterschiedlicher Landnutzungsklassen erfolgt, direkt in das Modell integriert. Da das Modell für die Modellierung großer Einzugsgebiete mit mehreren 1000 km2 Fläche geeignet sein soll, ist sichergestellt, dass die Modellierung anhand der auf nationalem Maßstab verfügbaren Datengrundlagen betrieben werden kann.
Die Nachbildung der unterschiedlichen hydrologischen Prozesse erfolgt in abgeschlossenen, voneinander weitestgehend unabhängigen Programmodulen. Dies ermöglicht, dass einzelne Module verändert, ersetzt oder hinzugefügt werden können, ohne das Modell grundlegend neu strukturieren zu müssen.
Der modellierte Gesamtabfluss ergibt sich aus der Summe der einzelnen Abflusskomponenten, die während der Modellierung separat berechnet werden. Das Modellsystem unterscheidet insgesamt vier Abflusskomponenten aufgrund ihrer spezifischen Herkunftsräume. Die Komponente mit der höchsten zeitlichen Dynamik ist der schnelle Direktabfluss (RD1), der sich aus dem Abfluss von versiegelten Flächen, aus Schmelzwasser, das innerhalb von Schneedecken zum Abfluss kommt und aus oberflächigem Abfluss bei Ausbildung von Sättigungsflächen zusammensetzt. Geringfügig langsamer reagiert die langsame Direktabflusskomponente (RD2), die dem lateralen hypodermischen Abfluß innerhalb der Bodenzone gleichzusetzen ist. Weiter werden zwei Basisabflusskomponenten unterschieden. Zum einen ist das die schnelle Basisabflusskomponente (RG1), die den Abfluss aus oberflächennahen, gut durchlässigen Verwitterungszonen nachbildet, zum anderen wird eine langsame Basisabflusskomponente (RG2), die als Abfluss aus Kluftgrundwasserleitern oder homogenen Lockergesteinsaquiferen resultiert, ausgewiesen. Die Aufteilung des Niederschlagswassers auf die einzelnen Abflusskomponenten wird im Modell anhand von Gebietsparametern vorgenommen, die aus den eingesetzten Datengrundlagen abgeleitet werden können. Besonderen Einfluss haben, neben der Ausprägung des Reliefs, vor allem spezifische Bodenparameter, wie z.B. die hydraulischen Leitfähigkeiten einzelner Bodenhorizonte. Die Berechnung der unterschiedlichen Konzentrationszeiten der einzelnen Abflusskomponenten erfolgt unter Berücksichtigung der hydraulischen Eigenschaften der Speicherräume, in denen die einzelnen Komponenten abfließen. Zusätzlich werden variable Einflüsse, wie z.B. die Vorfeuchte des Gebietes, während der Modellierung berücksichtigt.
Contents |
GUI
Nach dem Start von JAMS öffnet sich das Hauptfenster, welches verschiedene Tabulatoren enthält:
Main
- Workspace directory: Setzt das Arbeitsverzeichnis. Dieses muss drei weitere Ordner enthalten: Parameter (für alle Parameterfiles), Data (für alle Datenfiles) und Output (in den alle Ausgabefiles geschrieben werden).
- Time interval: Hier wird das Zeitintervall für das das Modell ausgeführt werden soll ausgewählt.
- Caching: Hierdurch können die Ergebnisse einiger rechenintensiver Vorgänge temporär auf der Festplatte gespeichert und in weiteren Modellläufen genutzt werden. Hierdurch ergibt sich eine geringfügig schnellere Modellausführung. Warnung: Dieses Feature ist derzeit aber noch nicht vollkommen sicher und sollte nur von erfahrenen Anwendern eingesetzt werden.
Initialising
- Multiplier for field capacity : Hierdurch die maximale Speicherfüllung der Mittelporenspeicher (MPS) vergrössert (Wert > 1) oder verringert (Wert < 1) werden.
- Multiplier for air capicity: Hierdurch die maximale Speicherfüllung der Grobporenspeicher (LPS) vergrössert (Wert > 1) oder verringert (Wert < 1) werden.
- initRG1: relative Füllung des oberen Grundwasserspeichers bei Modellstart (1 komplett gefüllt, 0 leer).
- initRG2: relative Füllung des unteren Grundwasserspeichers bei Modellstart (1 komplett gefüllt, 0 leer).
Plots&Maps
- Runoff plot: Aktiviert die graphische Darstellung von modelliertem und gemessenem Abfluss während des Modelllaufs.
- Soil moisture plot: Aktiviert die graphische Darstellung der relativen Bodenfeuchte während des Modelllaufs.
- Snow water equivalent: Aktiviert die graphische Darstellung des Schneewasseräquivalents während des Modelllaufs.
- Map enable: Ermöglicht die Ausgabe einer kartographischen Darstellung ausgesuchter Statusvariablen.
- Map attributes: Semikolon getrennte Liste der Statusvariablen, die kartographisch dargestellt werden sollen.
- Map3D enable: Ermöglicht die 3D Ausgabe einer kartographischen Darstellung ausgesuchter Statusvariablen.
- Map3D attributes: Semikolon getrennte Liste der Statusvariablen, die kartographisch dargestellt werden sollen.
Regionalisation
- number of closest stations for regionalisation: Anzahl n der Stationen, die zur Berechnung des Datenwertes einer HRU herangezogen werden (es werden dann die n Stationen, die der jeweiligen HRU am nächsten liegen ausgewählt)
- Power of IDW function for regionalisation: Wichtungsfaktor mit dem die Entfernung jeder Station zur jeweiligen HRU potenziert wird.
- elevation correction on/off: Aktiviert die Höhenkorrektur der Datenwerte.
- r-sqrt threshold for elevation correction: Grenzwert zur Durchführung der Höhenkorrektur der Datenwerte. Ist das Bestimmtheitsmaß der Regressionsbeziehung zwischen den Stationsmesswerten und den Stationshöhen kleiner als dieser Wert, wird keine Höhenkorrektur durchgeführt.
Diese Einstellungen können für jede Eingangsvariable (d.h. Minimumtemperatur, Maximumtemperatur, mittlere Lufttemperatur, Niederschlag, absolute Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Sonnenscheindauer) einzeln gemacht werden.
Radiation
- Longitude of time-zone center [dec.deg]: Länge auf die sich die Zeitzone der Messreihen bezieht. Für MEZ ist dies beispielsweise 15° Ost.
- East or west of Greenwich [e|w]: Liegt das Gebiet östlich (e) oder westlich (w) von Greenwich.
- daily or hourly time steps [d|h]: Strahlungsberechnung für tägliche (d) oder stündliche (h) Modellierung.
- Parameter a for Angstroem formula [-]: Defaultwert 0.25 (Hinweis: Die Summe von a und b darf 1 nicht übersteigen).
- Parameter b for Angstroem formula [-]: Defaultwert 0.5 (Hinweis: Die Summe von a und b darf 1 nicht übersteigen).
Interception
- a_rain [mm]: Maximale Speicherkapazität des Interzeptionspicher pro m2 Blattfläche für Regen
- a_snow [mm]: Maximale Speicherkapazität des Interzeptionspicher pro m2 Blattfläche für Schnee
SoilWater
- MaxDPS [mm]: maximaler Muldenrückhalt
- PolRed [-]: Polynomischer Reduktionsfaktor zur Abminderung der potentiellen Verdunstung bei begrenztem Wasserangebot.
- LinRed [-]: Linearer Reduktionsfaktor zur Abminderung der potentiellen Verdunstung bei begrenztem Wasserangebot.
(Hinweis: PolRed oder LinRed stellen Alternativen dar. Nur einer darf mit einem Wert belegt sein, der andere muss dann auf 0 gesetzt werden.
- MaxInfSummer [mm]: maximale Infiltration im Sommerhalbjahr
- MaxInfWinter [mm]: maximale Infiltration im Winterhalbjahr
- MaxInfSnow [mm]: maximale Infiltration bei Schneebedeckung
- ImpGT80 [-]: relatives Infiltrationsvermögen von Flächen mit einem Versiegelungsgrad > 80%
- ImpLT80 [-]: relatives Infiltrationsvermögen von Flächen mit einem Versiegelungsgrad < 80%
- DistMPSLPS [-]: Kalibrierungskoeffizient zur Verteilung der Infiltration auf die Bodenspeicher LPS und MPS
- DiffMPSLPS [-]: Kalibrierungskoeffizient zur Bestimmung der Diffusionsmenge des LPS-Speicherinhaltes nach MPS am Ende eines Zeitschrittes
- OutLPS [-]: Kalibrierungskoeffizient zur Bestimmung des LPS-Ausflusses
- LatVertLPS [-]: Kalibrierungskoeffizient zur Verteilung des LPS-Ausflusses auf die laterale (Zwischenabfluss) und vertikale (Perkolation) Komponente.
- MaxPerc [mm]: maximale Perkolationsrate
- ConcRD1 [-]: Retentionskoeffizient für den direkten Abfluss
- ConcRD2 [-]: Retentionskoeffizient für den Zwischenabfluss
Snow
- Component active: Aktiviert das Schneemodul.
- baseTemp [°C]: Temperaturgrenzwert für Schneeniederschlag.
- t_factor [mm/°C]: Temperaturfaktor zur Berechnung des Schneeschmelzabflusses
- r_factor [mm/°C]: Regenfaktor zur Berechnung des Schneeschmelzabflusses
- g_factor [mm]: Bodenwärmestromfaktor zur Berechnung des Schneeschmelzabflusses
- snowCritDens [g/cm³]: kritische Schneedichte
- ccf_factor [-]: Faktor zur Bestimmung des Kälteinhalts der Schneedecke
Groundwater
- RG1RG2dist [-]: Kalibrierungskoeffizient zur Verteilung des Perkolationswassers
- RG1Fact [-]: Faktor für die Abflussdynamik des RG1
- RG2Fact [-]: Faktor für die Abflussdynamik des RG2
- CapRise [-]: Faktor für die Einstellung des kapillaren Aufstiegs
ReachRouting
- flowRouteTA [h]: Laufzeit der Abflusswelle
Sind alle Parameter eingestellt, wird durch den Button [Run] der Modelllauf initiiert. Es öffnet sich ein Laufzeitfenster, welches verschiedene Tabulatoren enthält.
Der Reiter [JAMSProgress] stellt allgemeine Angaben zum aktuellen Modelllauf in Textform dar. Sollte während der Ausführung ein Fehler oder ein Problem auftreten, wird unter Umständen eine Fehlermeldung in dieser Sicht angezeigt. Weiterhin werden nach Beendigung des Modelllaufs verschiedene Effizienzmaße ausgegeben. Dies sind:
e2 ... Nash-Sutcliff-Effizienz mit Potenz 2 (Klassische Form)
e1 ... modifizierte Nash-Sutcliff-Effizienz (Differenzen werden nicht quadriert, sondern deren Beträge verwendet)
log_e2 ... modifizierte Nash-Sutcliff-Effizienz (Werte werden logarithmiert)
log_e1 ... modifizierte Nash-Sutcliff-Effizienz (Werte werden logarithmiert; Differenzen werden nicht quadriert, sondern deren Beträge verwendet)
ioa2 ... Index of agreement nach WILLMOT
ioa1 ... modifizierter Index of agreement nach WILLMOT (Differenzen werden nicht quadriert)
r2 ... Bestimmtheitsmaß
grad ... Steigung der Regressionsgeraden
wr2 ... Bestimmtheitsmaß, gewichtet mit der Steigung der Regressionsgeraden
dsGrad ... Doppelsummengradient
AVE ... absoluter Volumenfehler
RSME ... Root mean square error
pbias ... relativer prozentualer Volumenfehler
Die weiteren Reiter enthalten die zuvor gewählten Plots und Karten.
Eingabedateien
Eingabedateien sind zum einen die zeitlich statischen Gebietskennwerte (Parameter), zum anderen die zeitlich variablen Eingabedaten (Klima-, Niederschlags-, Abflussmesswerte). Diese werden in Form von ASCII-Files eingelesen.
Generell gilt für alle Eingabedateien:
- Trennzeichen ist der Tabulator
- Dezimaltrennzeichen ist der Punkt
Data
Das Modellsystem J2000 erwartet bei Modellinitialisierung folgende Datenfiles:
Name | Beschreibung | Einheit |
---|---|---|
ahum.dat | absolute Luftfeuchte | g/cm3 |
orun.dat | gemessener Durchfluss am Gebietsauslass | m3/s |
rain.dat | gemessene Niederschlagsmenge | mm |
rhum.dat | relative Luftfeuchte | % |
sunh.dat | Sonnenscheindauer | h |
tmax.dat | Maximumtemperatur | °C |
tmean.dat | mittlere Lufttemperatur | °C |
tmin.dat | Minimumtemperatur | °C |
wind.dat | Wingeschwindigkeit | m/s |
Jedes Datenfile hat dabei folgenden Aufbau (hier am Beispiel Niederschlag):
Zeile | Beschreibung |
---|---|
#rain.dat rainfall | |
@dataValueAttribs | |
rain 0 9999 mm | Name der Datenreihe, kleinster möglicher Wert, größter möglicher Wert, Einheit |
@dataSetAttribs | |
missingDataVal -9999 | Wert zur Kennzeichnung fehlender Datenwerte |
dataStart 01.01.1979 7:30 | Datum und Uhrzeit des ersten Datenwerts |
dataEnd 31.12.2000 7:30 | Datum und Uhrzeit des letzten Datenwerts |
tres d | zeitliche Auflösung der Daten (hier Tage) |
@statAttribVal | |
name stat1 stat2 | Namen der Messstationen |
ID 1574 1513 | numerische Bezeichnung der Messstationen (ID) |
elevation 525 498 | Höhe Station1, Höhe Station2 |
x 4402310 4422269 | Rechtswert Station1, Rechtswert Station2 |
y 5620906 5616856 | Hochwert Station1, Hochwert Station2 |
dataColumn 1 2 | Nummer der entsprechenden Spalte im Datenteil |
@dataVal | Beginn Datenteil |
01.01.1979 07:30 0.8 0.1 | Datum, Uhrzeit, Messwert Station1, Messwert Station2 |
... | |
31.12.2000 07:30 1.1 0 | Datum, Uhrzeit, Messwert Station1, Messwert Station2 |
#end of rain.dat | Ende Datenteil |
Parameter
J2000 erwartet bei Modellinitialisierung folgende Parameterfiles:
- landuse.par - Landnutzung
- hgeo.par - Hydrogeologie
- soils.par - Bodentypen
- reach.par - Gewässernetz
- hrus.par - Kennwerte der abgeleiteten Hydrologisch Homogenen Einheiten (HRUs - Hydrological Response Units)
Alle Parameterfiles haben grundsätzlich folgenden Aufbau (hier am Beispiel Gewässernetz, siehe auch Abbildung):
thumb|right|Beispiel eines Parameterfiles
Zeile | Beschreibung |
---|---|
1 | #reach.par |
2 | Varaiablenname |
3 | kleinstmöglicher Wert |
4 | größtmöglicher Wert |
5 | Einheit |
6 | Beginn Datenteil |
n | #end of reach.par -> kennzeichnet Ende des Parameterfiles (hier Landnutzung) |
- landuse.par
Kennwert | Beschreibung |
---|---|
LID | LandnutzungsID |
albedo | Albedo in % |
RSC0_1 | minimaler Oberflächenwiderstand bei wassergesättigtem Boden im Januar |
... | |
RSC0_12 | minimaler Oberflächenwiderstand bei wassergesättigtem Boden im Dezember |
LAI_d1 | Blattflächenindex (LAI) zu Beginn der Vegetationsphase |
... | |
LAI_d4 | Blattflächenindex (LAI) am Ende der Vegetationsperiode |
effHeight_d1 | effektive Bewuchshöhe zu Beginn der Vegetationsperiode |
... | |
effHeight_d4 | effektive Bewuchshöhe am Ende der Vegetationsperiode |
rootDepth | Wurzeltiefe |
sealedGrade | Versiegelungsgrad |
- hgeo.par
Kennwert | Beschreibung |
---|---|
GID | HydrogeologieID |
RG1_max | maximale Speicherkapazität des oberen Grundwasserspeichers |
RG2_max | maximale Speicherkapazität des unteren Grundwasserspeichers |
RG1_k | Speicherkoeffizient des oberen Grundwasserspeichers |
RG2_k | Speicherkoeffizient des unteren Grundwasserspeichers |
- reach.par
Kennwert | Beschreibung |
---|---|
ID | GerinneabschnittsID |
length | Länge |
to-reach | ID des unterliegenden Gerinneabschnitts |
slope | Gefälle |
rough | Rauhigkeitsbeiwert nach MANNING |
width | Breite |
- soils.par
Kennwert | Beschreibung |
---|---|
SID | BodentypID |
depth | Bodenmächtigkeit |
kf_min | minimaler Durchlässigkeitsbeiwert |
depth_min | Mächtigkeit des Horizonts über dem Horizont mit dem geringsten Durchlässigkeitsbeiwert |
kf_max | maximaler Durchlässigkeitsbeiwert |
cap_rise | booleanische Variable, die kapillaren Aufstieg erlaubt (1) oder verbietet (0) |
aircap | Luftkapazität |
fc_sum | nutzbare Feldkapazität |
fc_1 ...22 | nutzbare Feldkapazität je Dezimeter Profiltiefe |
- hrus.par
Kennwerte der ausgewiesenen hydrologisch homogenen Einheiten (HRUs)
Kennwert | Beschreibung |
---|---|
ID | HRU ID |
x | Rechtswert des Flächenschwerpunktes |
y | Hochwert des Flächenschwerpunktes |
elevation | mittlere Höhe |
area | Fläche |
type | Entwässerungstyp: HRU entwässert in HRU (2), HRU entwässert in Gerinneabschnitt (3) |
to_poly | ID der unterliegenden HRU |
to_reach | ID des angeschlossenen Gerinneabschnitts |
slope | Hangneigung |
aspect | Exposition |
flowlength | Fließlänge |
soilID | ID Bodenklasse |
landuseID | ID Landnutzungsklasse |
hgeoID | ID hydrogeologische Klasse |
Regionalisierung von Klima- und Niederschlagsdaten
Allgemeiner Verfahrensgang
1. Berechnung der linearen Regression zwischen den täglichen Stationsnesswerten und den Stationshöhen. Dabei wird das Bestimmtsheitsmaß (r2) und die Steigung der Regressionsgeraden (bH) dieser Beziehung berechnet. Es wird angenommen, dass der Messwert (MW) linear von der Geländehöhe (H) abhängt, nach:
Die Unbekannten aH und bH werden nach der Gaußschen
Methode der kleinsten Quadrate bestimmt:
Der Korrelationskoeffizient der Regression berechnet sich nach:
2. Bestimmung der n Meßstationen, die der jeweiligen HRU am nächsten liegen. Die Zahl n, die während der Parametrisierung des Modells angegeben werden muss, ist von der Dichte des Stationsmessnetzes und der Lage der einzelnen Stationen abhängig.
Für jeden Datensatz muss im Vorfeld bestimmt werden, wieviele Stationen (n) zur Regionalisierung herangezogen werden sollen. Weiter ist ein Wichtungsfaktor (pIDW) anzugeben. Anhand der Rechts- und Hochwerte aller Stationen und der Koordinaten der betreffenden HRU werden die n-nächsten Stationen nach folgender Berechnungsvorschrift bestimmt. Der erste Schritt ist die Berechnung der Entfernung (Dist(i)) jeder Stationen zur betrachteten Fläche nach:
mit
RW ... Rechtswert der Station i...n, bzw. der HRU (DF)
HW ... Hochwert der Station i...n, bzw. der HRU (DF)
Aus den so ermittelten Entfernungen werden die n Stationen mit
den geringsten Entfernungen zur jeweiligen HRU
für die weiteren Berechnungen herangezogen. Die Entfernungen
dieser Stationen werden durch Potenzierung mit dem Wichtungsfaktor
pIDW zu gewichteten Entfernungen (wDist(i)) umgerechnet. Mit
diesem Wichtungsfaktor kann der Einfluss von naheliegenden
Stationen verstärkt und der von weiter entfernt liegenden
abgeschwächt werden. Gute Ergebnisse werden mit Werten von 2 oder
3 für pIDW erzielt.
3. Mit einem Inverse-Distance-Weighted Verfahren (IDW) werden die Gewichte
der n Stationen in Abhängigkeit von ihrer Entfernung für jede
HRU bestimmt. Durch das IDW-Verfahren wird die
horizontale Variabilität der Stationsdaten, entsprechend ihrer
Lage im Raum, berücksichtigt.
Die Berechnung erfolgt nach:
4. Berechnung des Datenwertes für jede HRU mit den
Gewichten aus Punkt 3 und einer optionalen Höhenkorrektur, zur
Berücksichtigung der vertikalen Variabilität. Die Höhenkorrektur
wird nur dann durchgeführt, wenn das unter 1. berechnete
Bestimmtheitsmass einen, vom Anwender anzugebenden, Grenzwert
übersteigt.
Die Berechnung ohne die optionale Höhenkorrektur erfolgt nach:
Bei Datenwerten, die bekanntermaßen einen Höheneffekt aufweisen,
werden die Messwerte bei genügend enger Regressionsbeziehung
(r2 größer als ein vom Anwender anzugebender Grenzwert) noch
zusätzlich höhenkorrigiert. Die Berechnung erfolgt dann nach:
mit
ΔH(i) ... Höhendifferenz zwischen der Station i und der HRU
bH ... Steigung der Regressionsgeraden
Spezielle Korrektur- und Berechnungsverfahren für die einzelnen Datensätze
Niederschlag
Korrektur des Benetzungs- und Verdunstungsfehlers
Die Korrektur des Benetzungs- und Verdunstungsfehlers erfolgt nach Untersuchungen an Hellmann-Niederschlagsmessern von RICHTER (1995). Um eine stetige Korrektur des Fehlers, der aus dem Benetzungs- und Verdunstungsverlust resultiert, zu ermöglichen, wurden für das Modellsystem J2000 logarithmische Funktionen separat für das Sommer- (Mai - Oktober) und Winterhalbjahr (November - April) an die diskreten, tabellierten Werte approximiert. Übersteigt die Niederschlagshöhe den Wert von 9 mm, wird der Benetzungs- und Verdunstungsfehler auf einen konstanten Wert gesetzt.
Für Niederschlagshöhen ≤9.0 mm berechnet sich der Benetzungs- und Verdunstungsfehler nach:
Für Niederschlagshöhen >9.0 mm beträgt der Benetzungs- und Verdunstungsfehler:
Korrektur des Windfehlers
Die Quantifizierung des zu erwartenden Niederschlagsfehlers erfolgt nach Untersuchnungen von RICHTER (1995) als Funktion der Niederschlagshöhe und der Stationslage. Es wird angenommen, dass sich der relative Windfehler (KRWind) für sowohl Regen- als auch Schneeniederschläge deutlich umgekehrt proportional zu den Niederschlagshöhen (Pm) verhält. Die Berechnung erfolgt nach folgenden Gleichungen:
Die Berechnung der um Verdunstungs- und Windfehler korrigierten Niederschlagshöhe erfolgt
schließlich nach:
Temperatur
Das Modellsystem J2000 benötigt Messwerte der Tagesmaximum- und der Tagesminimumtemperatur. Aus diesen Werten wird die mittlere Tagestemperatur (Tmean) als einfaches arithmetisches Mittel berechnet.
Die Regionalisierung der punktuellen Messwerte Tmin,Tmax und Tmean erfolgt nach der oben beschriebenen Vorschrift mit optionaler Höhenkorrektur.
Windgeschwindigkeit
Die Windgeschwindigkeit wird vom DWD nicht direkt als Messwert, sondern als Windstärkebeobachtungen (WS) in Beaufort zur Verfügung gestellt. Die Umrechnung der Windstärke in die Windgeschwindigkeit in 2 m Höhe (v2) [in ms-1] kann mittels folgender Beziehung durchgeführt werden:
Diese Umrechnung muss außerhalb des Modellsystems erfolgen, da das
J2000 die Windgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde erwartet.
Die Umrechnung der Windgeschwindigkeit in 2 m Höhe auf andere Höhen, wie sie teilweise während der Verdunstungsberechnung und der Windkorrektur der Niederschläge benötigt wird, erfolgt während der Modellierung nach der Gleichung:
Bei der Interpolation der punktuellen Messwerte auf die Fläche,
wird nach dem oben beschriebenen Verfahren vorgegangen. Das
Modellsystem erlaubt den Einbezug der optionalen
Höhenkorrektur zur Regionalisierung der
Windgeschwindigkeit. Diese Option sollte allerdings mit Vorsicht
eingesetzt werden, da die Windgeschwindigkeit in hohem Mass von der
Stationslage abhängig ist.
Sonnenscheindauer
Die tägliche Sonnenscheindauer (S) [in h], wird vom DWD als Messwert zur Verfügung gestellt. Die Interpolation der Stationswerte auf die Fläche erfolgt nach dem oben beschriebenen Verfahren, ohne zusätzliche Berechnungen oder Höhenkorrekturen.
Relative Feuchte
Die relative Feuchte (U) [in %] kann vom DWD in Form von Tageswerten bezogen werden. Da sie von zwei Parametern abhängt, dem absoluten Feuchtegehalt und dem maximal möglichen Feuchtegehalt der Luft bei einer bestimmten Temperatur, ist eine direkte Regionalisierung der Messwerte nicht ratsam. Im Regionalisierungsmodul des Modellsystem J2000 wird daher aus der relativen Feuchte und der Temperatur an der Station zuerst die absolute Feuchte (a) [in g cm-3] berechnet. Diese wird dann regionalisiert und danach wieder in die relative Feuchte zurückgerechnet. Hierfür sind mehrere Berechnungsschritte notwendig, die im Folgenden dargestellt werden.
Berechnung des Sättigungsdampfdrucks
Der Sättigungsdampfdruck (es(T)) [in hPa] erfolgt nach der Magnus-Formel mit den Koeffizienten von SONNTAG (1994) für die Lufttemperatur (T) [in °C]:
Berechnung der maximalen Feuchte
In Abhängigkeit vom Sättigungsdampfdruck (es(T)) und der Lufttemperatur (T) berechnet sich die maximale Feuchte (A) nach:
Berechnung der absoluten Feuchte
Der tatsächliche Wassergehalt der Luft, die absolute Feuchte (a) [in gcm-3], ergibt sich aus der maximalen Feuchte (A) [in gcm-3] und der relativen Feuchte (U) [in %] :
Die so berechneten Stationswerte der absoluten Feuchte werden nun
nach dem oben beschriebenen Verfahren regionalisiert und danach
wieder in die relative Feuchte zurückgerechnet. Der Vorteil dieser
etwas aufwendigeren Regionalisierungsmethode liegt, neben ihrem
höheren physikalischen Bezug, in der Tatsache begründet, dass die
absolute Feuchte im Gegensatz zur relativen Feuchte eine deutliche
Höhenabhängigkeit aufweist. Folglich kann der Höheneffekt durch
das oben beschriebene Verfahren für die Regionalisierung genutzt
werden.
Nach der Regionalisierung der absoluten Feuchte erfolgt die
Rückrechnung in die relative Feuchte. Anstelle der
Temperatur der Station wird aber die zuvor regionalisierte
mittlere Lufttemperatur (Tmean) der entsprechenden diskreten
Teilfläche gesetzt.
Evapotranspirationsberechnung
Die Berechnung der Bestandverdunstung erfolgt in J2000 nach der Penman-Monteith Gleichung in mehreren Schritten unter Einbeziehung einer Vielzahl von Parametern. Dadurch wird die Berechnung sehr aufwendig und damit zeitintensiv, weshalb sie in den Preprocessing Bereich des Modellsystems ausgelagert wurde. Dies ist möglich, da die meisten Parameter, die in die Berechnung eingehen, aus den Eingangsdaten abgeleitet werden und dadurch als unabhängig von der modellierten Dynamik des Wasserhaushaltes betrachtet werden können. Der einzige Parameter, der in die Berechnung eingeht und erst während der Modellierung bestimmt werden kann, ist die aktuelle Bodenfeuchte. Deren reduzierender Einfluß wird während der Modellierung durch geeignete Reduktionsfunktionen berücksichtigt. Während der Verdunstungsberechnung werden für jeden Zeitschritt (1Tag) zwei Verdunstungswerte ermittelt. Nämlich ein Tages- (Index d) und ein Nachtwert (Index n). Diese Unterscheidung ist notwendig, da sich die Strahlungsbilanz signifikant tags und nachts unterscheidet. Außerdem ist das Verdunstungsverhalten der Vegetation tags und nachts unterschiedlich, da nachts die Stomata der Pflanzen geschlossen sind, wodurch der Oberflächenwiderstand ungleich höher ist als tagsüber. Die Berechnung für den Tag und für die Nacht erfolgt nach folgenden Gleichungen, wobei sich der Gesamtwert der Verdunstung für den jeweiligen Zeitschritt dann als Summe dieser beiden Werte ergibt.
mit:
Ld,n ... Latente Verdunstungswärme [Wm-2] pro [mmd-1]
sd,n ... Steigung der Dampfdruckkurve [hPaK-1]
RN d,n ... Nettostrahlung [Wm-2]
Gd,n ... Bodenwärmestrom [Wm-2]
ρ ... Dichte der Luft [kgm-3]
cp ... Spezifische Wärmekapazität der der Luft bei konstantem Druck [Jkg-1K-1]
esd,n ... Sättigungsdampfdruck [hPa]
ed,n ... Dampfdruck [hPa]
ra ... Aerodynamischer Widerstand der Bodenbedeckung [sm-1]
γ d,n ... Psychrometerkonstante [hPaK-1]
rsd,n ... Oberflächenwiderstand der Bodenbeckung [sm-1]
S0 ... Astronomisch mögliche Sonnenscheindauer [h]
Die Lufttemperaturen (Td und Tn), die für die Berechnung der Strahlungsbilanz nötig werden, werden aus den Messwerten der Minimum-
und Maximumtemperaturen und dem Tagesmittelwert abgeleitet:
Die latente Verdunstungswärme (L) berechnet sich näherungsweise nach:
Der Sättigungsdampfdruck (es(T)) der Luft bei der Temperatur (T) wird nach der Magnus-Formel mit den Koeffizienten nach Sonntag
berechnet:
Der tatsächliche Dampfdruck (e) ergibt sich aus dem Sättigungsdampfdruck und der relativen Luftfeuchte (U in [%]) nach:
Aus dem Sättigungsdampfdruck (es(T)) und der Lufttemperatur (T) berechnet sich die Steigung der Sättigungsdampfdruckkurve (s) nach
Der Luftdruck (p) in der Höhe (z) wird aus der umgestellten barometrischen Höhenformel ermittelt:
mit:
p0 ... Luftdruck auf Meeresniveau (= 1013) [hPa]
g ... Erdbeschleunigung (= 9.811) [ms-1]
R ... Gaskonstante (= 8314.3) [Jkmol-1K-1]
Tabs ... absolute Lufttemperatur [K]
Die Psychrometerkonstante (γ) ergibt sich nach:
wobei 0.6322 das Verhältnis der Molgewichte von Wasserdampf und trockener Luft ist.
Berechnung der Strahlungsbilanz
Die Energie, die für die Verdunstung benötigt wird, wird durch die Strahlung bereitgestellt. Zur Berechnung der Energiemenge, die aus den einzelnen Energiebilanzgliedern resultiert, muss die Strahlungsbilanz für jeden Tag bestimmt werden. Die Energieströme, die zur Strahlungsbilanz beitragen, sind: die extraterrestrische Einstrahlung, die Globalstrahlung, die atmosphärische Gegenstrahlung, die langwellige Ausstrahlung sowie der Bodenwärmestrom.
Die extraterrestrische Strahlung (R0) berechnet sich in Abhängigkeit von der geographischen Breite und dem Jahresgang des Einstrahlungswinkels (Deklination) der Sonne nach:
mit dem Winkel ζ und dem Faktor (1/8.64) zur Umrechnung von Jcm-2 auf Wm-2, sowie der geographischen Breite φ in Grad.
Die Globalstrahlung (RG) wird aus der extraterrestrischen Strahlung R0 und der Bewölkung errechnet. Der Bewölkungsgrad wird hierbei aus dem Verhältnis der gemessenen Sonnenscheindauer zur astronomisch möglichen Sonnenscheindauer bei unbedecktem Himmel (S0) unter Zuhilfenahme einer empirischen Beziehung nach der Formel von Ångström appoximiert. RG berechnet sich nach:
Die Berechnung der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer (S0) im Jahresgang erfolgt in Abhängigkeit von der geographischen Breite nach:
mit
ζ = 0.0172*JT - 1.39
JT ... Julianische Tageszählung [1...365;366]
φ ... Geographische Breite
Die langwellige Ausstrahlung der Erdoberfläche und die atmosphärische Gegenstrahlung werden gemeinsam als effektive langwellige Ausstrahlung (RL) berechnet. In die Berechnung gehen die Schwarzkörperstrahlung nach Boltzmann, der Bewölkungsgrad und eine
empirische Funktion des Wasserdampfgehaltes der Luft ein:
mit
σ ... Stefan-Boltzmann-Konstante (=5.67*10-8) [Wm-2K-4]
Tabsd,n ... absolute Lufttemperatur [K]
ed,n ... Dampfdruck der Luft [hPa]
Aus der, mit der Albedo (α) der jeweiligen Landnutzungsart reduzierten, Globalstrahlung (RG) und der effektiven langwelligen
Ausstrahlung (RL) ergibt sich die Nettostrahlung nach:
Der Bodenwärmestrom (G) wird schließlich nach der sehr stark vereinfachten Beziehung:
berechnet.
Berechnung bestandsspezifischer Parameter
Der Einfluss verschiedener Vegetationsformen auf die Verdunstung wird im Penman-Monteith-Ansatz durch zwei verschiedne Widerstände berücksichtigt, dem Oberflächenwiderstand (rs) und dem aerodynamischen Widerstand (ra). Für die Berechnung der Widerstände werden landnutzungsspezifische Parameter benötigt. Im einzelnen sind dies: der Blattflächenindex LAI, die effektive Bewuchshöhe (eff.Bh.), und die Oberflächenwiderstände bei Wassersättigung. Deren Werte sind für verschiedene Bodenbedeckungsklassen in folgender Tabelle dargestellt:
thumbnail|center|Landnutzungsparameter verschiedener Bodenbedeckungsklassen
Weiterhin sind die bestandsspezifischen Albedowerte enthalten, die bei der Berechnung der Strahlungsbilanz eingesetzt werden.
Der Blattflächenindex und die effektive Bewuchshöhe sind in Form von markanten Stellen (d1...d4) des Jahresgangs dargestellt.
Die Punkte repräsentieren den Beginn der Vegetationsphase (d1), das Erreichen der maximalen Ausprägung oder Vollreife (d2),
die Vollreifephase bis zum Punkt d3 und dann die Abnahme bis zum Ende der Vegetationsperiode (d4). Die einzelnen Punkte werden
durch die julianischen Tageswerte (d1 = 110, d2 = 150, d3 = 250, d4 = 280) für Gebiete in ca. 400m Höhe repräsentiert. Für
andere Höhen (z) werden diese Punkte nach folgender empirischen Beziehung approximiert:
Die Werte zwischen den einzelnen Punkten werden linear interpoliert. Der aerodynamische Widerstand (ra) der jeweiligen Landnutzungsart
lässt sich nach folgender Gleichung berechnen:
mit
zm ... Messhöhe der Windgeschwindigkeit (=2 m) [m]
z0 ... aerodynamische Rauhigkeitslänge (≈ 0.125*effektive Bewuchshöhe) [m]
v2 ... Windgeschwindigkeit in 2 m Höhe [ms-1]
Für effektive Bewuchshöhen von gleich oder mehr als 10 m berechnet sich die aerodynamische Widerstand vereinfacht nach:
Der Oberflächenwiderstand der jeweiligen Nutzungsart berechnet sich nach:
mit
rsc ... Oberflächenwiderstand [sm-1]
A ... 0.7LAI [-]
rss ... Oberflächenwiderstand von unbewachsenem Boden [sm-1]
Spezifische Anpassung der Verdunstung während der Modellierung
Weiterhin haben Hangneigung und Exposition einen signifikanten Einfluss aud die Höhe der Verdunstung und werden deshalb
durch folgenden Korrekturfaktor berücksichtigt:
mit
δ ... Exposition von Nord in Grad
α ... Hangneigung in Grad
Mit diesem Korrekturfaktor berechnet sich die Verdunstung von geneigten Flächen (ETP') nach:
Zur Berücksichtung der aktuellen Bodenfeuchte finden entsprechende Korrekturfunktionen Anwendung. Es liegt der Gedanke
zugrunde, dass die Vegetation nur bis zu einem bestimmten Wassergehalt des Bodens mit der potentiellen Verdunstungsrate
transpirieren kann. Nach Unterschreiten dieses Wassergehaltes nimmt die reale Verdunstung im Verhältnis zur potentiellen
Verdunstung ab, bis sie bei Erreichen des permanenten Welkepunktes Null wird.
Zur Reduktion stehen in J2000 eine lineare Funktion mit dem Eichkoeffizienten linear_reduc und ein nicht lineares Verfahren mit dem Eichkoeffizienten poly_reduc zur Verfügung:
Mit der linearen Funktion wird angenommen, dass die aktuelle ETP der potentiellen ETP entspricht, so lange die relative MPS-Sättigung größer oder gleich dem linear_reduc ist. Fällt die relative MPS_Sättigung unter den linear_reduc, so sinkt der Reduktionsfaktor f(Θ) linear. Somit stellt linear_reduc einen vom Anwender zu bestimmenden Grenzwert dar und kann Werte von 0 bis 1 annehmen. Im Gegensatz dazu kann der Eichkoeffizient poly_reduc alle Werte zwischen Null und Unendlich annehmen. Bei einem kleinen Wert von poly_reduc wird der Reduktionsfaktor auch bei einer hohen MPS-Sättigung stark verringert. Werden die Werte von poly_reduc größer, so erfährt die potentielle ETP zunächst eine geringe Reduktion. Bei abnehmender MPS-Sättigung erfolgt eine nahezu sprunghafte, größere Reduktion.
Mit dem Wert der Korrekturfunktion wird in Abhängigkeit vom aktuellen Wassergehaltes des Bodens aus der potentiellen Verdunstung
(ETP') die reale Verdunstung nach folgender Gleichung berechnet:
Interzeptionsmodul
Das Interzeptionsmodul dient der Berechnung der Bestandniederschläge aus den Freilandniederschlägen in Abhängigkeit von der jeweiligen Vegetationsbedeckung und deren Ausprägung im Jahresgang. Durch die Interzeption wird der Freilandniederschlag um den Interzeptionsteil auf den Bestandsniederschlag reduziert. Bestandsniederschlag tritt demzufolge nur auf, wenn die maximale Interzeptionsspeicherkapazität der Vegetation erschöpft ist. Der Überschuss wird dann als durchfallender Niederschlag an das folgende Modul weitergegeben. Die maximale Interzeptionskapatät (Int max) wird in J2000 nach folgender Formel berechnet:
mit
α ... Speicherkapazität pro m2 Blattfläche in Abhängigkeit von der Art des Niederschlages [mm]
LAI ... Blattflächenindex der betreffenden Landnutzungsklasse [-]
Der Parameter α besitzt je nach Ausprägung des Art des interzeptierten Niederschlags (Regen oder Schnee) eine unterschiedliche Ausprägung, da die die maximale Interzeptionskapazität von Schnee deutlich über der von flüssigem Niederschlag liegt. Der Blattflächenindex für die einzelnen Vegetationsarten im Jahresgang wird mit dem bereits vorgestellten Verfahren für jeden Tag der Zeitreihe berechnet. Die Entleerung des Interzeptionsspeichers erfolgt ausschließlich über Verdunstung. Ein Sonderfall tritt auf, wenn sich die Ausprägung des Parameters α aufgrund der Lufttemperatur von Schnee auf Regen ändert. Dies führt zur sprunghaften Herabsetzung der maximalen Interzeptionsspeicherkapazität. Eventueller Überschuss wird als abtropfender Niederschlag an das anschließende Modul weitergegeben.
Schneemodul
Die Schneeentwicklung ist im Schneemodul des J2000 in 3 Phasen untergliedert: die Schneeakumulation, die Metamorphose und die Schneeschmelze. Zur Berechnung der täglichen Akkumulationsrate (Acc) wird zunächst anhand der Lufttemperatur bestimmt, wie hoch der Schneeanteil am Gesamtniederschlag ist. Zur Bestimmung des Anteils wird angenommen, daß bei Unterschreiten einer bestimmten Grenztemperatur der gesamte Niederschlag als Schnee fällt und bei Überschreiten einer zweiten Grenztemperatur der gesamte Niederschlag als Regen fällt. Im Bereich zwischen diesen Grenztemperaturen treten Mischniederschläge auf. Zur Bestimmung der Grenztemperaturen und damit der Breite des Übergangsbereiches muß ein Temperaturwert (Trs in °C) angegeben werden, der der Temperatur entspricht, bei der 50% des Niederschlages als Schnee und 50% als Regen fallen. Zusätzlich muß ein Parameter Trans (in K) bestimmt werden, der der halben Breite des Übergangsbereiches entspricht. Der tatsächliche Schneeanteil (p(s)) am Tagesniederschlag in Abhängigkeit von der Lufttemperatur (T) berechnet sich dabei nach:
Die tägliche Schneemenge (Ns) bzw. Regenmenge (Nr) ergibt sich nach:
Das so berechnete tägliche Schneewasseräquivalent wird dem Festspeicher (SWCdry) zugeschlagen. Ist p(s) kleiner 1.0, wird der resultierende Regenanteil zum Flüssigspeicher addiert.
Die resultierende Schneehöhenänderung berechnet sich unter Zuhilfenahme der Dichte von Neuschnee (ρnew) aus:
Mit dem Kälteinhalt der Schneedecke werden die thermischen Verhältnisse unter der
Schneedecke im Zusammenhang mit der Schneeschmelze berücksichtigt. Da durch negative
isothermische Verhältnisse unter der Schneedecke geschmolzenes Wasser
gleich wieder gefriert und somit der weitere Abfluss verhindert wird, muss der Kälteinhalt
erst den Wert Null erreichen, damit die Schneeschmelze einsetzen kann. Demnach erhöhen
negative Temperaturen den Kälteinhalt und positive Temperaturen verringern ihn.
Die Berechnung des Kälteinhaltes (CC) ergibt sich aus dem Produkt der Lufttemperatur
mit einem Kalibrierungsparameter (coldContFac):
Die Schneedecke ist in der Lage, bis zu einer gewissen Grenzdichte (critDens) freies Wasser (liquidWater) in ihren Poren
zu speichern. Diese Speicherfähigkeit geht bei Erreichen eines bestimmten Anteils von freiem Wasser im Verhältnis zum
Gesamtschneewasseräquivalent (zwischen 40% und 45)% nahezu vollkommen und irreversibel verloren. Dies wird bei der Modellierung
durch die Berechnung eines maximalen Wassergehaltes (WSmax) der Schneedecke berücksichtigt:
Die kritische Grenzdichte (critDens) ist dabei vom Anwender anzugeben. Das in der Schneedecke gespeicherte
Wasser, das diesen Grenzwert überschreitet, kommt zum Abfluß:
Das resultierende Schmelzwasser (SMR) geht als Eingabewert in das sich anschließende Bodenmodul ein. Die Dichte der
Schneedecke verharrt dabei auf der kritischen Grenzdichte, bis sie entweder vollkommen abgetaut ist oder durch erneutes Auftreten von
Schneefall wieder in die Akkumulationsphase übergeht.
Für die Berechnung der potentiellen Schmelzrate stehen in J2000 zwei Verfahren zur Verfügung:
Ein einfaches Verfahren nutzt den engen Zusammenhang zwischen der Lufttemperatur und der
Schneeschmelzintensität. Die potentielle Schneeschmelzrate (potMR) berechnet sich aus der Lufttemperatur, dem Grad-Tag-Faktor (ddf = day degree factor) und der
totalen Schneedichte (totSnowDens):
Dabei stellt der Grad-Tag-Faktor einen empirisch ermittelten Abtaukoeffizienten dar.
Alternativ zur genannten Berechnungsformel kann die potentielle Schneeschmelzrate auch
durch einen komplexeren Ansatz berechnet werden. In dieser Berechnung werden neben der Niederschlagsmenge (P in mm) und der Lufttemperatur
zusätzliche Energieflüsse (Luft-, Niederschlags- und Bodentemperatur) berücksichtigt. Da die
benötigten Eingabedaten für diesen Ansatz (z.B. Niederschlagsintensität, Schmelzwärme von
Schnee, Windgeschwindigkeit) oft nicht zur Verfügung stehen, müssen diese geeicht werden.
Die daraus resultierende, vereinfachte Gleichung beinhaltet nun
neben den Temperatur- und Niederschlagsdaten nur noch die empirisch zu ermittelten
Kalibrierungsfaktoren r_factor, g_factor und t_factor.
Bodenwassermodul
Das Bodenmodul gliedert sich in Prozess- (Infiltration, Evapotranspiration) und Speichereinheiten (Mittelporenspeicher (Middle Pore Storage = MPS), Grobporenspeicher (Large Pore Storage = LPS), Muldenrückhalt). Zunächst wird mit Hilfe einer empirischen Methode die Infiltrationskapazität in Abhängigkeit der Wassersättigung im Boden und einer maximalen Infiltrationsrate abgeschätzt. Die maximale Infiltrationsrate fungiert als Grenzwert, bei dessen Überschreitung das überschüssige Wasser im Muldenrückhalt zwischengespeichert oder dem direkten Oberflächenabfluss zugeführt wird. Als maximaler Muldenrückhalt (maxDepStor) wird die Wassermenge verstanden, die in Oberflächendepressionen maximal zurückgehalten werden kann. Der Muldenrückhalt ist weiterhin von der Oberflächenstruktur sowie vom Gefälle abhängig und halbiert sich bei einer Geländeneigung, die größer als 5% ist. Das Niederschlagswasser, welches nicht infiltriert oder im Muldenrückhalt zwischengespeichert wird, fließt als Oberflächenabfluss ab. Zur Berechnung der Infiltration (Inf) dient im J2000 eine empirische Berechnungsmethode. Dazu wird eine vom Anwender definierte maximale Infiltrationsrate (maxINF in mm/d) in Abhängigkeit des relativen Sättigungsdefizits des Bodens (1 - soilsat) betrachtet:
Dabei erfolgt die Berechnung der relativen Sättigung des Bodens nach:
mit
MPSact, MPSmax ... aktuelle, maximale Füllung des Mittelporenspeichers
LPSact, LPSmax ... aktuelle, maximale Füllung des Grobporenspeichers
Für die Bestimmung der maximalen Infiltrationsrate werden drei Infiltrationsszenarien
berücksichtigt. Die Einstellung der vom Anwender bestimmten maximalen Infiltrationsrate
(maxINF) mit dem Parameter Inf_winter stellt den Normalfall der Infiltration für das
Winterhalbjahr dar. Zusätzlich dazu werden die besonderen Infiltrationsbedingungen für die
im Sommerhalbjahr auftretenden konvektiven Niederschläge mit kurzer Dauer und hoher
Intensität durch den Parameter Inf_summer berücksichtigt. Zusätzlich wird mit der Einstellung
des Parameters Inf_snow versucht, dem Zustand verminderter Infiltration durch
teilweisen oder vollständig gefrorenen Boden bei Schneebedeckung gerecht zu werden. Ist
dabei die zu infiltrierende Wassermenge größer als die vom Anwender festgelegte maximale
Infiltrationsrate (maxINF), wird das überschüssige Wasser im Muldenrückhalt
zwischengespeichert oder fließt oberflächig ab.
Die Infiltration wird weiterhin durch den Versiegelungsgrad der Oberfläche beeinflusst.
Bei einem Versiegelungsgrad mit mehr als 80%
(impervious areas IP>80) versickert nur noch 25% des Niederschlages, bei einem Versiegelungsgrad
mit weniger als 80% (impervious areas IP<80) versickert 60% des Niederschlags.
Der infiltrierte Niederschlag wird nun zwischen dem Mittelporenspeicher und dem
Grobporenspeicher aufgeteilt, wobei hier das Sättigungsdefizit des MPS ausschlaggebend ist.
Der Zufluss in den MPS (MPSin) ergibt sich in Abhängigkeit seines relativen Speicherinhaltes
(ΘMPS) aus dem infiltrierten Niederschlag (Inf) sowie einen vom Anwender definierten
Kalibrierungskoeffizienten (Dist coef) und wird nach folgender Gleichung berechnet:
Der infiltrierte Anteil des Niederschlagswassers, welcher nicht in vom MPS aufgenommen wird, gelangt in den
Grobporenspeicher (LPSin):
Der Wertebereich des Kalibrierungskoeffizienten liegt zwischen Null, so dass kein Wasser
in den MPS gelangt, und Unendlich. Der Austrag aus dem MPS erfolgt ausschließlich über die Evapotranspiration (ETP),
welche aus der aktuellen Speicherfüllung des MPS und der potentiellen ETP berechnet wird (siehe Evapotranspirationsberechnung).
Die vertikale (Perkolation) und laterale (Zwischenabfluss) Wasserbewegung im Boden findet ausschließlich in den LPS statt und ist somit vom Anteil der Grobporen abhängig. Zunächst ist der gesamte Ausfluss aus den LPS (LPSout) zu berechnen, der sich schließlich auf die beiden genannten Abflusskomponenten aufteilt. Dieser wird in Abhängigkeit der relativen Sättigung des Bodens (soilsat), des aktuellen Grobspeicherinhaltes (LPSact) und einem Kalibrierungskoeffizienten (LPSout) berechnet.
Die anschließende Verteilung des LPS-Ausflusses in die vertikale und laterale (inter) Fließrichtung erfolgt in Abhängigkeit der Hangneigung und eines anwenderspezifischen Kalibrierungsfaktors (LatVertDist), Werte zwischen 0 und plus unendlich annehmen kann.
Die Perkolationsrate kann durch eine vom Anwender bestimmte maximale, absolute,
tägliche Perkolationsrate (maxPerc) begrenzt werden. Bei Überschreitung der maximalen
Perkolationsrate wird das überschüssige Wasser dem Zwischenabfluss zugeführt. Die
maximale Perkolationsrate ergibt sich aus der hydraulischen Durchlässigkeit und den Anteil
an Grob- sowie Makroporen und kann nur vage abgeschätzt werden.
Auch das Wasser, welches sich nach einem Zeitschritt im LPS befindet, kann unter
Berücksichtigung des aktuellen LPS-Speicherinhaltes (LPSact), der relativen Sättigung
des MPS (ΘMPS) und dem Kalibrierungskoeffizienten Diff coef in den MPS diffundieren
(LPS2MPS):
Der Kalabrationsparameter Dist coef hat ebenfalls einen theoretischen Wertebereich von 0 bis plus unendlich, wobei
bei einem Wert von 0 keine Diffusion erfolgt und bei
überschreiten des Wertes 5 nahezu das gesamte in den Grobporen verbliebene Wasser in den
MPS diffundiert.
Während die Perkolation durch die maximale Perkolationsrate begrenzt wird, kann der
Austrag über den direkten Abfluss (RD1) und den Zwischenabfluss (RD2) durch vom
Anwender definierte Rückhaltekoeffizienten (recRD1, recRD2) abgebremst werden:
Erhält recRD1 bzw. recRD2 einen größeren Wert als 1, so stellt dies eine Verringerung des Abflusses dar und das
überschüssige Wasser verweilt bis zum nächsten Zeitschritt in den jeweiligen Speichern.
Äquivalent dazu verstärkt ein kleiner Wert für k den Abfluss.
Grundwassermodul
Das Modellkonzept des Grundwassermoduls in J2000 ermöglicht, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Speicher- und Abflussverhalten, die Betrachtung des Grundwasserabflusses aller im Einzugsgebiet vorkommenden geologischen Formationen. In den einzelnen geologischen Einheiten wird zwischen dem oberen Grundwasserspeicher (RG1) im lockeren Verwitterungsmaterial mit hoher Durchlässigkeit und dem unteren Grundwasserspeicher (RG2) in Rissen und Klüften des Grundgesteins unterschieden. Es werden dementsprechend zwei Basisabflusskomponenten generiert, eine schnelle aus dem oberen Grundwasserspeicher und eine langsame aus dem unteren Grundwasserspeicher. Die Füllung der Grundwasserspeicher erfolgt aus der vertikalen Ablusskomponente des Bodenmoduls, die Entleerung kann durch die lateralen unterirdischen Abflusskomponenten und kapillaren Aufstieg in die ungesättigte Zone erfolgen. Die Parametrisierung der Grundwasserspeicher erfolgt mit der Bestimmung der maximalen Speicherkapazität des oberen (maxRG1) und des unteren Grundwasserspeichers (maxRG2) sowie jeweils eines Rückhaltekoeffizienten für die beiden Speicher, (recRG1) und (recRG2). Beide Parameter sind für jede geologische Einheit seperat zu bestimmen. Die maximale Speicherkapazität ergibt sich aus dem Produkt des Hohlraumanteils und der Mächtigkeit des einzelnen Speichers pro m² Einheitsfläche. Die Berechnung der Wasserabgabe erfolt in Abhängigkeit der aktuellen Speicherfüllungen in Form einer linearen Auslauffunktion. Die Speicherrückhaltekoeffizienten, welche als Verweilzeiten des Wassers im betrachteten Speicher zu verstehen sind, gehen als Faktor des aktuellen Speicherinhaltes (actRG1 und actRG2) in die Berechnung des Grundwasserausflusses (outRG1 und outRG2) wie folgt ein:
Um der Abflussdynamik der Grundwasserspeicher im Einzugsgebiet gerecht zu werden,
können die Grundwasserabflüsse outRG1 und outRG2 mit den Kalibrationsparametern gwRG1Fact bzw.
gwRG2Fact für jeweils den oberen und unteren Grundwasserspeicher multipliziert werden. Die
gegebenen Parametereinstellungen dieser Faktoren belaufen sich auf einen Wert von
eins, wobei der Wert nicht kleiner als Null sein dürfen. Prinzipiell erfolgt der
Abfluss aus den Grundwasserspeichern bei einem kleinen Faktor schneller und bei einem großen Faktor verzögert.
Zur weiteren Anpassung an das Einzugsgebiet ist der Eichkoeffizient gwRG1RG2dist einzustellen. Er beeinflusst unter Berücksichtigung der Hangneigung die Verteilung des Perkolationswassers vom Bodenmodul (perc) auf die beiden Grundwasserspeicher für jede Hydrologisch Homogene Einheit. Der Kalibrationsparameter distRG1RG2 geht als Exponent in die Berechung des Grundwasserzuflusses (inRG1 und inRG2) ein:
Zusätzlich zu den genannten Parametern hat in ebenen Gebieten mit sehr hohen
Grundwasserständen, z.B. in ausgedehnten Auen, der kapillare Aufstieg des Grundwassers
(GW2MPS) einen deutlichen Einfluss auf die Bodenspeicherfüllung. Um dieser Tatsache gerecht zu
werden, wird der noch freie Mittelporenspeicher (deltaMPS), welcher sich aus der Differenz des
maximalen Mittelporenspeichers mit dem aktuellen Mittelporenspeichervolumen ergibt, mit
einem empirisch ermittelten Faktor multipliziert. In die Berechnung dieses
Faktors geht der Kalibrierungskoeffizient gwCapRise und die relative Sättigung des MPS
(ThetaMPS) ein:
Der Kalibrierungskoeffizient gwCapRise kann dabei Werte von Null bis unendlich
annehmen, wobei durch Belegung des Koeffizienten mit 0 der kapillare Aufstieg generell untersagt wird.
Lateral Routing
Das laterale Flächenrouting Modul beschreibt die Übergabe des Wassers innerhalb einer Fließkaskade von HRU zu HRU, vom oberen Einzugsgebiet bis zum Vorfluter. Da die Rückhaltemechanismen der Abflussbildung durch die anderen Prozessmodule beschrieben werden, erfolgt hier lediglich die Zuordnung der Zu- und Ausflüsse einer HRU. Dabei wird die Wasserübergabe zwischen den HRU als eine n:1 Beziehung verstanden. Somit kann ein HRU mehrere Zuflüsse aber nur ein Ausfluss haben. Welche HRU nun der nächste Empfänger ist, wird anhand der topologischen ID des HRU-Datensatzes bestimmt. Im HRU-Datensatz ist ebenfalls festgelegt, welche HRUs schließlich in den Vorfluter entwässern.
Reach Routing
Das Reach Routing Modul beschreibt die Fließvorgänge im Gerinne mittels eines kinematischen Wellenansatz und der Berechnung der Fließgeschwindigkeit nach MANNING & STRICKLER. Der einzige einzustellende Parameter (TA) ist ein vom Anwender zu bestimmender Routingkoeffizient. Er repräsentiert die Laufzeit der Abflusswelle, welche sich nach einem Niederschlagsereignis im Gerinne bis zum Gebietsauslass bewegt. Sein Wert geht neben der Fließgeschwindigkeit des Gewässers (v) und der Fließlänge (fl) in die Berechnung eines Abflussrückhaltekoeffizienten (Rk) ein.
Zuvor ist jedoch die Fliessgeschwindigkeit (vnew) mit dem
Rauhigkeitsfaktor von Manning (M), dem Gefälle des Flussbettes (I) und dem hydraulischen
Radius (Rh) zu bestimmen.
Der hydraulische Radius wird wiederum mit dem durchflossenen Querschnitt (A)des Flussabschnittes, berechnet aus Durchfluss (q) und Fliessgeschwindigkeit (v) und der Flussbettbreite(b) berechnet.
Bei diesem Ansatz wird zunächst eine Ausgangsgeschwindigkeit (vinit) von 1
m/s angenommen, welche dann iterativ mit der neu berechneten Fließgeschwindigkeit (vnew)
abgeglichen wird, bis die Abweichung der beiden Geschwindigkeiten einen Wert kleiner als
0,001 m/s beträgt.
mit:
Schließlich wird mit dem ermittelten Ausflussrückhaltekoeffizienten (Rk) der Ausfluss des
jeweiligen Flussabschnittes (qact) berechnet.
Je höher der angenommene Wert von TA ist, desto schneller bewegt sich die Abflusswelle
innerhalb eines bestimmten Zeitabschnittes und umso weniger Wasser verbleibt im Gerinne.
Der theoretische Wertebereich entspricht somit dem der positiven Zahlen.